Urologische Risiken in der Freizeitgestaltung

Viele urologische Beschwerden entstehen, weil die Risiken bestimmter Gewohnheiten wenig bekannt sind. Das betrifft etwa Kraftsport mit seinem verbreiteten Anabolikaeinsatz, tägliches Duschen oder Wellnessbäder, Intimrasuren und -piercings oder auch zu enge Sportbekleidung.

„Schaumbad“ klingt nach Hygiene, Wärme, Wohlgefühl, Wellness. Dass auch unerwünschte Effekte damit einhergehen können, kommt im urologischen Fachbegriff „Schaumbad-Zystitis“ zum Ausdruck. Er bezeichnet eine Blasenentzündung, die auf zu ausgiebige Schaumbäder zurückgeht. Ein Risiko, das den wenigsten Menschen bekannt ist, ebenso wie beispielsweise die sogenannte Jogger-Phimose. Diese schmerzhafte Vorhautverengung kann als Folge zu eng anliegender, dauerhaft reibender Nylon-Sportbekleidung auftreten. Es kommt dann zu einer Entzündung und Schwellung der Vorhaut, die anschließend durch Vernarbung die Eichel einengen kann.

„Schaumbad-Zystitis und Jogger-Phimose gehören zu den urologischen Freizeitrisiken, von denen die meisten Patienten zum ersten Mal hören, wenn sie selbst davon betroffen sind“, weiß der Urologe Dr. Gert Heine zu berichten, der in Berlin-Mitte praktiziert. „Zu dieser Kategorie zählen auch die Potenzbeschwerden, die sich bei manchen Hobbyradlern einstellen. Bei ihnen sorgt der starke Druck auf den Damm für eine Beeinträchtigung der Schwellkörper-Nervenfunktion.“ Dr. Heine empfiehlt, bei Auffälligkeiten wie Taubheitsgefühlen im Dammbereich nach längerem bzw. häufigem Radfahren ärztlichen Rat einzuholen und die gewohnte Sitzhaltung und/oder den Sattel anzupassen. Aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung kann das Radfahren bei richtiger Sitzposition die Potenz durchaus begünstigen.

Bekannter, gleichwohl ebenfalls gern unterschätzt, sind die Risiken von Intimrasuren und -piercings sowie von „übertriebener“ Intimhygiene. So kann beispielsweise tägliches Duschen den Bakterien das Eindringen in den Körper – scheinbar paradoxerweise – erleichtern. Denn wenn die Haut häufig mit aggressiven Seifen gereinigt wird, kann ihr Schutzmantel darunter leiden. Es drohen dann etwa Harnwegsinfekte. Ein erhöhtes Infektionsrisiko bergen auch Intimpiercings, indem sie Blutungen auslösen können. Überdies kommt es nicht selten zu Verletzungen der Penis-Schwellkörper und -nerven. Die regelmäßige Intimrasur wiederum führt zu kaum sichtbaren Schnitten in die Haut, wodurch beispielsweise Herpes- und Humane Papillomaviren (HPV) leichteres Spiel haben.

„Anabolikakonsumenten zahlen hohen Preis“
Die Zahl der Freizeit-Kraftsportler in Deutschland, die dem Muskelaufbau mit Anabolika und Steroiden „nachhelfen“, wird auf mehrere Hunderttausend geschätzt. „Der kurzfristige Effekt mag für viele Kraftsportler sehr verlockend sein, doch in Hinsicht auf die vielfältigen gesundheitlichen Risiken kann man vor Anabolika nur warnen: Die Konsumenten zahlen langfristig einen hohen Preis für ihre vorübergehende Leistungssteigerung“, stellt Urologe Dr. Heine klar. So kommt es etwa häufig zu Erektionsstörungen oder zur sogenannten Gynäkomastie, zu Deutsch: „Männerbusen“. Ebenfalls regelmäßig lässt sich Steroid-Akne beobachten, die den Kraftsportler-Rücken großflächig verunziert. Zudem wird ein Zusammenhang mit Prostatavergrößerungen und Spermienschädigungen vermutet.

Und das ist nur ein Ausschnitt aus den „Nebenwirkungen“ des Anabolikakonsums. Die Schreckensliste umfasst beispielsweise noch Hirnzellenverlust durch den erhöhten Testosteronspiegel, Depressionen und ein gesteigertes Herzinfarktrisiko. Nicht nur die im engeren Sinne urologischen Risiken lassen also keinen Zweifel daran, dass jeder Sportler der „Anabolika-Versuchung“ widerstehen sollte.