Penisvergrößerungen sind riskant und bringen nichts

Viele Männer wünschen sich ein größeres Genital, manche lassen sich auf Angebote zur Penisvergrößerung ein. Ein Schritt, den die allermeisten später bereuen, wie eine englische Studie zeigt.

Auch wenn niemand gern öffentlich darüber spricht: Pornokonsum ist für das Gros der Männer, gerade der jüngeren, normal. Die leichte Verfügbarkeit von Pornografie hat – neben anderen – eine Schattenseite: Viele Konsumenten halten es für den Standard, was sie auf dem Bildschirm sehen. Das betrifft das meist zweifelhafte soziale Gebaren ebenso wie die anatomische Ausstattung der Darsteller. Den Gesetzen des Genres gemäß werden als Protagonisten vorwiegend Männer mit überdurchschnittlich großem Penis eingesetzt. Dadurch entsteht bei Männern mit Normalgröße schnell der Eindruck, von der Natur unzureichend bedacht worden zu sein.

In diese Kerbe hauen denn auch Werbeanzeigen, die auf Pornoseiten blinken oder als Spam-Mails verschickt werden. Sie versprechen, was medizinisch kaum möglich ist: eine nennenswerte Penisvergrößerung ohne funktionelle oder ästhetische Einbußen.

„Vor solchen Angeboten kann man nur warnen. Welches Verfahren auch immer angewandt werden soll: Die Risiken sind in der Regel immens, der Nutzen minimal – wenn überhaupt einer feststellbar ist“, mahnt der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine. Diesen Befund stützt auch eine Übersichtsstudie, die Forscher am King’s College London durchgeführt haben. Sie werteten dazu 17 Einzelstudien aus, in denen 21 verschiedene (chirurgische und nicht-chirurgische) Verfahren zur Penisvergrößerung im Fokus standen. Die Gesamtzahl der Probanden belief sich auf 1.192.

„Ineffektiv und riskant“
Das Urteil der Wissenschaftler fällt eindeutig aus: Die Verfahren funktionieren kaum, sind „ineffektiv und riskant“. Keines kommt auf eine Zufriedenheitsrate von mehr als 20 Prozent. Viele Männer sind hingegen nach der Prozedur physisch und psychisch angeschlagen. Klare Worte findet Mitautor Gordon Muir: „Die überwältigende Mehrheit der Männer, die sich eine Penisvergrößerung wünschen, haben einen Penis in Normalgröße, halten ihn aber für zu klein“, so der Urologe vom King’s College Hospital. Er verurteilt die „Bande von Scharlatanen da draußen, die die Verwundbarkeit dieser Männer ausbeuten“.

Zu den häufigen Komplikationen nach Penisvergrößerungen zählen anhaltende Taubheit, eine Deformation des Penis und erektile Dysfunktion, also Probleme mit der Erektion. Hinzu kommt das Risiko, dass der Penis nach der Prozedur kürzer ist als vorher. Da lassen sich die vielen Tausend Euro, die gemeinhin für eine Penisvergrößerung verlangt werden, durchaus sinnvoller und gesundheitsschonender ausgeben.