Warum viele Paare ungewollt kinderlos bleiben

Wenn die Schwangerschaft jahrelang auf sich warten lässt, sollte mit ärztlicher Hilfe nach der Ursache gesucht werden. Diese liegt etwa gleich häufig bei der Frau wie beim Mann.

Erst das Studium beenden, erst im Beruf etablieren, erst ein Finanzpolster oder sogar ein Eigenheim anschaffen, erst noch die Welt sehen: Es gibt vielerlei gute Gründe, den Kinderwunsch auf später zu verschieben. Doch unversehens wird bei zahlreichen Paaren aus der gewollten Kinderlosigkeit eine ungewollte, wenn die Schwangerschaft nach dem Weglassen der Verhütungsmittel einfach nicht eintreten will. Vor diesem Schicksal sind auch jüngere Paare nicht gefeit. Fast jedes vierte kinderlose Paar zwischen 20 und 50 Jahren in Deutschland hätte gern Nachwuchs. Viele von ihnen hoffen und bangen schon seit Jahren.

„Ein wesentlicher Faktor für die Aussicht auf natürlich gezeugten Nachwuchs ist das Alter: Bei Frauen nimmt die natürliche Fruchtbarkeit etwa ab dem 30. Lebensjahr ab, spätestens ab dem 40. wird es kritisch. Entgegen weitverbreiteten Vorurteilen spielt diese Altersmarke auch für Männer einer Rolle, denn jenseits der 40 werden weniger Samenzellen produziert und die Qualität der Spermien sinkt“, erläutert der Urologe Dr. Gert Heine, der in Berlin-Mitte praktiziert. „Insgesamt sind die Gründe für ungewollte Kinderlosigkeit in etwa gleichmäßig auf die Geschlechter verteilt.“

Rauchen gefährdet auch den Kinderwunsch

Neben dem Alter hat der Lebenswandel großen Einfluss auf die natürliche Fruchtbarkeit. Diese nimmt um rund ein Fünftel ab, wenn man raucht. Nicht ganz so drastisch, aber ebenfalls signifikant sind die negativen Auswirkungen von Alkoholkonsum. Und auch das Gewicht sollte sich idealerweise im Normbereich bewegen, denn weder Über- noch Untergewicht sind für die Fruchtbarkeit förderlich.

Wenn diese Faktoren als Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit ausscheiden, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Infrage kommen nun aufseiten des Mannes eine verminderte Anzahl und Beweglichkeit bzw. Qualität der Spermien oder Samenzellen. Bei Frauen kann der Hormonhaushalt gestört sein, außerdem sollten Eileiter und Gebärmutter untersucht werden. Auch eine Sexualstörung kann ausschlaggebend sein.

Die Behandlung kann sich gezielt am Auslöser ausrichten, das Spektrum reicht von Samenübertragung über Hormonbehandlung bis hin zu einer künstlichen Befruchtung. Dabei werden der Frau nach einer rund zehntägigen Hormonbehandlung operativ Eizellen entnommen, die anschließend im Reagenzglas mit den Spermien des Partners befruchtet und nach einigen Tagen wieder in die Gebärmutter eingesetzt werden.