Warum auch Jungen eine HPV-Impfung erhalten sollten

Humane Papillomviren (HPV) sind zwar für Jungen weit weniger gefährlich als für Mädchen – doch schon um nicht als Überträger zu fungieren, sollten auch jene geimpft werden.

Dass eine HPV-Impfung für Mädchen sinnvoll ist, gilt in der Medizinerschaft weithin als Common Sense. Einhellig plädieren die Ständige Impfkommission (STIKO), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und der Berufsverband der Frauenärzte für die Krebsvorsorgemaßnahme. Denn HPV sind der Hauptrisikofaktor für Gebärmutterhalskrebs, nahezu alle Krankheitsfälle – und damit jährlich rund 3.000 Todesfälle in Deutschland – gehen darauf zurück. Studien haben belegt, dass die Tumorbildung durch die Impfung signifikant gehemmt wird. Die STIKO rät zu einer Impfung im Alter zwischen 9 und 14 Jahren.

Der damit angestrebte Herdenschutz lässt allerdings auf sich warten. Damit sich HPV nicht weiter ausbreiten, müssten mindestens 85 Prozent der Mädchen geimpft werden. Von dieser Quote ist man in Deutschland weit entfernt, kaum die Hälfte wird erreicht. Hauptüberträger für HPV ist ohnehin der Penis.

Die deutschen Urologen-Organisationen sprechen sich unter anderem aus diesen Gründen schon seit Langem für eine Impfung auch der Jungen aus. Haupthemmnis ist hier zunächst die fehlende Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Lediglich in Sachsen wird eine HPV-Impfung für Jungen erstattet, seitdem die dortige Impfkommission eine entsprechende Empfehlung ausgegeben hat. Damit es nicht bei einem Bundesland bleibt, steht das Thema auf der Tagesordnung des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Deren damaliger Präsident Prof. Dr. Kurz Miller bezeichnete den Verzicht auf die Jungenimpfung bereits vor zwei Jahren als „fahrlässig“.

Auch für Jungen und Männer droht Gefahr

Durch eine Impfung schützen Jungen nicht nur die weibliche Bevölkerung vor einem gravierenden Krebsrisiko. Sie beugen auch eigenen Erkrankungen vor. „HPV können bei Männern zu Genitalwarzen und zu Mikroverletzungen am Penis führen, die oftmals über lange Zeit unbemerkt bleiben. In manchen Fällen kann es sogar zu einem Penis- oder Analkarzinom kommen. Darüber hinaus stehen HPV im Verdacht, die Entstehung von Mundkrebs und weißem Hautkrebs zu begünstigen“, erklärt der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine. „Da die Impfung unbedenklich und erprobt ist, spricht insgesamt deutlich mehr dafür als dagegen.“

Der Impfstoff wirkt rein präventiv, kann also vorhandene HPV nicht bekämpfen. Daher sollte er vor dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht werden. Eine Infektion ist bereits bei Oralsex möglich. Wer Symptome wie Hautveränderungen, Juckreiz oder Brennen im Intimbereich wahrnimmt, sollte schnellstmöglich eine urologische Praxis aufsuchen.