Wenn sich der männliche Hormonhaushalt wandelt

Verschiedentlich ist von den „Wechseljahren des Mannes“ die Rede, wenn der Testosteronspiegel ab dem fünften Lebensjahrzehnt absinkt. Denn bei manchen Männern gehen damit Beschwerden mit der Konzentration, der Gemütslage, der Libido und/oder der Potenz einher.

Medizinisch ist die Bezeichnung Adrogendefizit – lateinisch Hypogonadismus – korrekt. Doch der Volksmund hat eine prägnantere Bezeichnung für das Phänomen gefunden: die „Wechseljahre des Mannes“. Gemeint ist damit das Absinken des Testosteronspiegels, das bei manchen Männern zu Beschwerden führt.

Wie bei den Frauen beginnt die hormonelle Umstellung etwa in der Lebensmitte. Und auch die Symptome weisen bei beiden Geschlechtern Überschneidungen auf: So kann es zu Stimmungsschwankungen, anhaltendem Ermüdungsgefühl und sogar zu depressiven Episoden kommen. Darüber hinaus klagen betroffene Männer über eine eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, nachlassenden Sexualdrang oder auch über erektile Dysfunktion, also Potenzprobleme.

Die Umstellung erfolgt bei Männern jedoch nicht so schnell wie bei den Frauen: Um etwa ein Prozent pro Jahr fällt der Testosteronspiegel, wenn man(n) auf den 50. Geburtstag zugeht. Ist der Testosteronspiegel bereits niedrig, wenn der Abbau beginnt, sind Folgebeschwerden wahrscheinlicher.

Systemische und Symptom-Behandlung
„Das Spektrum der möglichen Beschwerden ist vielfältig. Allerdings ist die Grenze zwischen behandlungsbedürftigen Symptomen und altersbedingt nachlassender Leistungskraft nicht immer leicht zu ziehen“, erklärt der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine. „Schätzungen zufolge leidet knapp jeder 20. Mann im Alter von 40 bis 80 Jahren unter Hypogonadismus-Beschwerden. Das Tückische daran: Testosteronmangel kann Stoffwechselerkrankungen begünstigen, die wiederum den Testosteronspiegel schneller sinken lassen.“

In einigen Fällen kann eine systemische Behandlung – eine Testosteronersatztherapie – erfolgversprechend sein. Erfahrene Urologen wie Dr. Heine warnen jedoch vor zu hohen Erwartungen. In der Regel sei es zielführender, bei entsprechender Indikation Symptome und gegebenenfalls Begleiterkrankungen zu behandeln. Dafür empfehle sich häufig eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Ärzte und Behandler, etwa Urologen, Hausärzte, Psychotherapeuten oder Diabetologen.