Immer mehr deutsche Männer sind unfruchtbar

Spermienkonzentration und -qualität sinken in den Industrieländern in besorgniserregendem Tempo. Über die Ursachen kann bisher nur spekuliert werden.

Bei nahezu jedem zehnten Paar im Alter von 25 bis 59 Jahren, das hierzulande einen Kinderwunsch hegt, bleibt dieser unerfüllt. Wie sich immer mehr zeigt, ist der Anteil des Mannes daran größer als lange angenommen und weithin bekannt. Denn auch bei voller Erektionsfähigkeit und Potenz ist keineswegs garantiert, dass das Ejakulat genug gesunde Spermien für eine Befruchtung enthält. Zwischen 1973 und 2011 hat sich die Spermienkonzentration laut Weltgesundheitsorganisation mehr als halbiert, von 99 Millionen auf 47 Millionen Spermien pro Milliliter. Nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten sogenannten westlichen Welt, also Europa, USA, Kanada, Australien und Neuseeland.

Setzt sich dieser Trend fort, könnte die Zeugungsfähigkeit des Mannes am Ende ernsthaft bedroht sein. „Theoretisch ist eine natürliche Befruchtung auch bei einem Spermium möglich, doch da braucht man Glück. Die Weltgesundheitsorganisation setzt die Schwelle zur De-facto-Unfruchtbarkeit bei rund 15 Millionen Spermien pro Milliliter an“, erläutert der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine.

Auch die Qualität der Spermien nimmt ab
Es kommt indes nicht allein auf die Spermienkonzentration an; die nur rund 0,006 Zentimeter lange männliche Keimzelle muss auch hinreichend gesund und agil sein. Und bei diesen qualitativen Kriterien sieht es ebenfalls nicht gut aus. Mediziner berichten von immer höheren Anteilen deformierter bzw. funktionsuntüchtiger Spermien. Die Weltgesundheitsorganisation hat ihre Mindestanforderung bereits nach unten angepasst und hält heute vier Prozent gesunder, beweglicher Spermien für ausreichend, während es zuvor rund zwei Drittel sein sollten.

Im Dunkeln liegen bis auf Weiteres die Ursachen dieser Entwicklung. Spekuliert wird, dass Laptops auf dem Schoß und Handys in der Hosentasche zerstörerische Strahlung aussenden könnten oder dass engere Kleidung den Hoden zu wenig Raum lasse. Im Verdacht stehen außerdem Weichmacher in Verpackungen, Deo oder Klebstoff, die das Hormonsystem durcheinanderbringen könnten. Manche Mediziner glauben allerdings auch an einen Selbstregulierungsprozess der Natur, der die Fortpflanzung hemmt, da in den reichen Industriestaaten kein „Fortpflanzungsdruck“ wie in früheren Jahrhunderten mehr herrsche.

Wegen dieser Ungewissheiten können Männer nicht viel tun, um ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen oder zu erhalten. Was immerhin gesichert ist: Mit dem Alter nimmt diese ab. Wer also in jungen Mannesjahren bereits weiß, dass er deutlich später einmal Kinder zeugen möchte, kann eine Kryokonservierung seines Samens in Erwägung ziehen. Falls seine Spermienmenge und -qualität dann zum gewünschten Zeitpunkt nicht mehr ausreichen, lassen sich die gefrorenen Keimzellen für eine künstliche Befruchtung einsetzen.

Organspende: Zeit für eine bewusste Entscheidung

Die Zahl der postmortalen Organspenden stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau, 2019 nahm sie erneut leicht ab. Die neue „erweiterte Zustimmungslösung“ dürfte daran wenig ändern. Die Organspende ist ein Thema, mit dem sich jede und jeder auseinandersetzen sollte.

Es ist wohl hauptsächlich dem Organspendeskandal von 2012 zuzuschreiben, dass die Bereitschaft, nach dem eigenen Tod ein oder mehrere Organe zu spenden, in Deutschland bis heute auf niedrigem Niveau verharrt. Im Jahr 2011 wurden noch 1.200 postmortale Organspenden verzeichnet, 2013 waren es 876, also ein gutes Viertel weniger. Seitdem hat sich nicht viel getan; im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 932, nachdem sie ein Jahr zuvor erstmalig seit dem Einbruch wieder über die Marke von 950 gesprungen war.

Dem gegenüber stehen über 9.000 Patienten, die dringend auf ein Spenderorgan angewiesen sind – woraus sich eine erschreckende Quote ergibt. In nur wenigen anderen Ländern ist die Organspendebereitschaft so wenig ausgeprägt wie in Deutschland, das seinen Bedarf auch mit dem Import von Spenderorganen bei Weitem nicht decken kann. Der Hauptgrund dürfte darin liegen, dass einem Verstorbenen nur dann Organe entnommen werden dürfen, wenn er zu Lebzeiten explizit zugestimmt hat.

Daran hat auch die jüngste Gesetzesreform nichts geändert, die im Januar vom Bundestag verabschiedet wurde. Die „erweiterte Zustimmungsregelung“ sieht im Wesentlichen mehr Aufklärung der Bundesbürger vor, unter anderem durch die Hausärzte. Der Gegenvorschlag einer Widerspruchslösung – bei der man als potenzieller Organspender gilt, sofern man nicht widerspricht – konnte sich nicht durchsetzen.

„Keine gute Nachricht für unsere schwerkranken Patienten“
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU), die eine Widerspruchslösung favorisiert, brachte ihre Unzufriedenheit mit der Bundestagsentscheidung zum Ausdruck. So ließ DGU-Generalsekretär Prof. Dr. Maurice Stephan Michel verlauten: „Wir sind tief enttäuscht, dass der von uns geforderte Paradigmenwechsel zur Organspende ausgeblieben ist. Der nun beschlossene Gesetzentwurf stellt lediglich eine gewisse Modifizierung der bisherigen Entscheidungslösung dar, die wenig bewirkt hat. Das ist keine gute Nachricht für unsere schwerkranken Patienten, die dringend ein Spenderorgan benötigen, aber wegen des Mangels an Organen durchweg viel zu lange darauf warten müssen.“ Die DGU verweist darauf, dass die Spenderquoten in Ländern mit Widerspruchslösung durchweg deutlich über der deutschen lägen.

Praktiker wie der in Berlin-Mitte niedergelassene Urologe Dr. Gert Heine appellieren an die Patienten, sich bewusst und eingehend mit der Frage einer Organspende auseinanderzusetzen: „Niemandem ist ein Vorwurf zu machen, wenn er oder sie eine Organspende für sich persönlich ablehnt. Doch ignorieren sollte man das Thema auch nicht, dazu ist es zu wichtig. Mit einer wohlinformierten Entscheidung leistet man einen wertvollen gesellschaftlichen Beitrag, egal wie sie am Ende ausfällt.“

So beugen Sie Nierensteinen vor

Nieren-, Blasen- und Harnleitersteine sind eine Volkskrankheit, und zwar eine der schmerzhaften. Jeder kann indes sein persönliches Risiko deutlich absenken.

Rund jeder zehnte Deutsche ist im Laufe seines Lebens mindestens einmal von Nierensteinen betroffen. Dieser Anteil steigt kontinuierlich, denn mit Übergewicht nimmt einer der Hauptrisikofaktoren stetig zu. Oftmals gehen die Harnsteine – als welche Nieren-, Blasen- und Harnleitersteine zusammengefasst werden – mit großen Schmerzen einher. Doch jeder kann etwas tun, um sein individuelles Risiko deutlich zu reduzieren.

„Es gibt verschiedene Arten von Harnsteinen, die jeweils eigene Schwerpunkte in der Prävention verlangen. Grundsätzlich gilt jedoch: Man sollte viel Wasser trinken und sich regelmäßig sportlich betätigen, um Übergewicht entgegenzuwirken“, erklärt der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine.

Vor allem die hohe Wasseraufnahme ist allen Empfehlungen zur Harnstein-Prävention gemein. So rät die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) dazu, zur Vorbeugung von Kalziumoxalatsteinen – die ungefähr drei Viertel aller Harnsteine ausmachen – täglich zweieinhalb bis drei Liter Wasser zu trinken. Die gleiche Menge wird zur Prävention von Harnsäure- und Phosphatsteinen empfohlen. Zystinsteine lassen sich dagegen laut DGU erst mit drei bis vier Litern Wasser pro Tag in Schach halten.

Weniger Fleisch auf dem Teller, dafür mehr Gemüse
Auch die feste Nahrung hat einen großen Einfluss auf die Harnsteinbildung. Der Fleisch- und Wurstgenuss sollte sich in geringen Maßen halten, ebenso die Salzaufnahme (bis zu sechs Gramm pro Tag). Alkohol ist ebenfalls nicht zu empfehlen. Kalziumoxalatsteine werden zudem durch oxalatreiche Nahrungsmittel wie Spinat, Rhabarber, Nüsse, Mangold oder Kakao begünstigt. Stattdessen sollten auf dem Speiseplan reichlich Obst, Salate und Gemüse stehen. Auch Milchprodukte sind in der Regel unproblematisch.

Insbesondere manche Vorerkrankungen wie eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion oder ein metabolisches Syndrom sollten Anlass sein, den Lebensstil entsprechend umzustellen. Ebenso empfehlen sich die genannten Präventionsmaßnahmen natürlich, wenn bereits Harnsteine aufgetreten sind. In dem Fall sollte allerdings eine Stoffwechseluntersuchung beim Urologen vorgenommen werden, um die Ursachen abklären und die Vorbeugung genauer abstimmen zu können.

Penisvergrößerungen sind riskant und bringen nichts

Viele Männer wünschen sich ein größeres Genital, manche lassen sich auf Angebote zur Penisvergrößerung ein. Ein Schritt, den die allermeisten später bereuen, wie eine englische Studie zeigt.

Auch wenn niemand gern öffentlich darüber spricht: Pornokonsum ist für das Gros der Männer, gerade der jüngeren, normal. Die leichte Verfügbarkeit von Pornografie hat – neben anderen – eine Schattenseite: Viele Konsumenten halten es für den Standard, was sie auf dem Bildschirm sehen. Das betrifft das meist zweifelhafte soziale Gebaren ebenso wie die anatomische Ausstattung der Darsteller. Den Gesetzen des Genres gemäß werden als Protagonisten vorwiegend Männer mit überdurchschnittlich großem Penis eingesetzt. Dadurch entsteht bei Männern mit Normalgröße schnell der Eindruck, von der Natur unzureichend bedacht worden zu sein.

In diese Kerbe hauen denn auch Werbeanzeigen, die auf Pornoseiten blinken oder als Spam-Mails verschickt werden. Sie versprechen, was medizinisch kaum möglich ist: eine nennenswerte Penisvergrößerung ohne funktionelle oder ästhetische Einbußen.

„Vor solchen Angeboten kann man nur warnen. Welches Verfahren auch immer angewandt werden soll: Die Risiken sind in der Regel immens, der Nutzen minimal – wenn überhaupt einer feststellbar ist“, mahnt der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine. Diesen Befund stützt auch eine Übersichtsstudie, die Forscher am King’s College London durchgeführt haben. Sie werteten dazu 17 Einzelstudien aus, in denen 21 verschiedene (chirurgische und nicht-chirurgische) Verfahren zur Penisvergrößerung im Fokus standen. Die Gesamtzahl der Probanden belief sich auf 1.192.

„Ineffektiv und riskant“
Das Urteil der Wissenschaftler fällt eindeutig aus: Die Verfahren funktionieren kaum, sind „ineffektiv und riskant“. Keines kommt auf eine Zufriedenheitsrate von mehr als 20 Prozent. Viele Männer sind hingegen nach der Prozedur physisch und psychisch angeschlagen. Klare Worte findet Mitautor Gordon Muir: „Die überwältigende Mehrheit der Männer, die sich eine Penisvergrößerung wünschen, haben einen Penis in Normalgröße, halten ihn aber für zu klein“, so der Urologe vom King’s College Hospital. Er verurteilt die „Bande von Scharlatanen da draußen, die die Verwundbarkeit dieser Männer ausbeuten“.

Zu den häufigen Komplikationen nach Penisvergrößerungen zählen anhaltende Taubheit, eine Deformation des Penis und erektile Dysfunktion, also Probleme mit der Erektion. Hinzu kommt das Risiko, dass der Penis nach der Prozedur kürzer ist als vorher. Da lassen sich die vielen Tausend Euro, die gemeinhin für eine Penisvergrößerung verlangt werden, durchaus sinnvoller und gesundheitsschonender ausgeben.

Warum eine Zweitmeinung insbesondere bei Krebsdiagnosen sinnvoll ist

Rund ein Drittel der Krebspatienten wünscht sich, bei der Therapieplanung eine zweite ärztliche Einschätzung einzuholen – das Zweitmeinungsprojekt Hodentumor vereinfacht dies seit über zehn Jahren.

Die Krebsforschung schreitet weltweit in großen Schritten voran. Seriösen Schätzungen zufolge verdoppelt sich das Wissen über Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen derzeit etwa alle zwei Jahre. Die Bandbreite der Methoden und Verfahren ist entsprechend gewachsen, mittlerweile gibt es eine kaum noch zu überblickende Vielfalt an diagnostischen und therapeutischen Ansätzen.

Folglich kann es hilfreich sein, gerade bei weniger häufigen Krebsformen – mit denen ein nicht darauf spezialisierter Mediziner dementsprechend selten umgeht – das Know-how mehrerer Fachärzte zu bündeln. Laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung wünscht sich rund ein Drittel der Krebspatienten, vor Beginn der Behandlung eine qualifizierte Zweitmeinung einzuholen. Obwohl viele Krankenkassen diesen Wunsch unterstützen, steht ein institutionalisiertes Zweitmeinungsverfahren jedoch in Deutschland noch am Anfang – in diesem Jahr startete es für zwei Operationen (Gebärmutterentfernung und Gaumen-/Rachenmandeln-OPs).

Für Hodenkrebs hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) indes bereits vor über zehn Jahren ein kostenfreies Zweitmeinungs-Onlineportal aufgesetzt. „Wir wussten, dass die Versorgungsqualität bei Hodentumoren, die eine seltene Tumorentität darstellen, regional sehr unterschiedlich ist. Die Erfahrung mit fortgeschrittenen Tumoren ist häufig limitiert. Andererseits war es politisch nicht gewollt, diese Tumoren an wenigen Zentren zu behandeln“, umreißt Projektleiter Prof. Dr. Mark Schrader die damalige Ausgangssituation. Er betont, dass in den zehn Jahren jede fünfte der mehr als 6.000 über das Portal eingeholten Zweitmeinungen zu einer Optimierung der Behandlungsplanung geführt habe. Sukzessive soll das Netzwerk nun auch für weitere urologische Erkrankungen geöffnet werden, zunächst für den sehr seltenen Peniskrebs.

Neue Behandlungsleitlinie für Hodenkrebs
Keimzelltumoren des Hodens werden pro Jahr in Deutschland bei etwa 4.000 Patienten erstmals diagnostiziert. Keine andere Krebsart tritt bei 20- bis 44-jährigen Männern häufiger auf. Die Heilungschancen sind indes relativ gut: „Nur bei wenigen Krebserkrankungen gibt es eine vergleichbar hohe Überlebenswahrscheinlichkeit wie bei Hodenkrebs. Zehn Jahre nach der Diagnose leben noch 19 von 20 betroffenen Patienten“, erklärt der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine.

Um diese guten Aussichten für die Patienten noch weiter zu verbessern, hat die DGU gemeinsam mit mehreren weiteren Fachgesellschaften eine neue nationale Behandlungsleitlinie verfasst. Die detaillierte und entsprechend umfangreiche „S3-Leitlinie für Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Keimzelltumoren des Hodens“ ist die erste ihrer Art und bündelt das aktuelle Wissen auf diesem Gebiet. „Die S3-Leitlinie soll die Prognose für alle Patienten verbessern und Über- sowie Untertherapie vermeiden“, erläutert die Leitlinienkoordinatorin Prof. Dr. Sabine Kliesch. Vergleichbare evidenzbasierte Handlungsempfehlungen gibt es bereits für Prostata-, Nierenzell- und Harnblasenkarzinome.

Im Einsatz für urologische Früherkennung: die Roth-Brüder

Die Handballlegenden Uli und Michael Roth erzählen im TV von ihrem erfolgreichen Kampf gegen den Prostatakrebs und rufen ihre Geschlechtsgenossen eindringlich zur Vorsorge auf.

Mit 47 Jahren waren die Zwillinge Uli und Michael Roth noch relativ jung, als sie die Diagnose traf: Prostatakrebs. Das war 2009. Schon damals gingen die Handball-Rekord-Nationalspieler freimütig mit ihrem Schicksalsschlag an die Öffentlichkeit, um damit andere Schicksale positiv zu beeinflussen. Denn mit ihrer Geschichte verbinden die Athleten – damals Handball-Bundestrainer und Manager der Band „Pur“ – einen Appell: Männer, geht zur Prostatakrebs-Vorsorge, es kann euer Leben retten!

Nach nunmehr zehn Jahren sind die Zwillinge längst kuriert. Dank ihrer Früherkennungsuntersuchungen wurde der Krebs in einem frühen Stadium entdeckt, als sich das befallene Gewebe noch gut operativ entfernen ließ. Kürzlich bei Markus Lanz trommelten sie dennoch – oder gerade deswegen – weiterhin mit vollem Einsatz für die Prostatakrebs-Vorsorge. Auf diesem Feld gehören sie mittlerweile zu den emsigsten Aufklärern der Republik, ob in Workshops, bei Patiententagen, auf Kongressen, mit Postern oder im Patientenbeirat des Krebsforschungszentrums Heidelberg. Insbesondere die Informationskampagne „Für alle. Für jeden. Für uns. Die Urologie“ wird aktuell von ihnen unterstützt.

Häufigster Tumor bei Männern
„Mit rund 60.000 Neuerkrankungen jährlich tritt kein anderer Tumor bei Männern häufiger auf als Prostatakrebs. Gerade deshalb sollte die Vorsorge sehr ernst genommen werden“, betont der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine. „Auch wenn es in jungen Jahren selten zu einem Prostatatumor kommt, zeigt das Beispiel der Roth-Brüder, dass man schon vor dem 50. Geburtstag aktiv werden sollte. Aus ebendiesem Grund übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen auch bereits ab einem Patientenalter von 45 Jahren einen jährlichen Prostatakrebs-Vorsorgecheck.“

Bei der Früherkennungsuntersuchung wird die Krankengeschichte erhoben, die äußeren Geschlechtsorgane werden manuell untersucht und die Prostata durch den Enddarm abgetastet. Bei Männern ab 50 Jahren kommt eine Koloskopie hinzu. Darüber hinaus gibt es weitere effektive Vorsorgemethoden, die nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen gehören, aber die Sicherheit erhöhen können. So lassen sich etwa Blut- und Urinproben auf bestimmte Tumormarker hin analysieren. Zudem erhöhen eine transrektale Sonografie und eine Elastografie, eine spezielle Form der Ultraschalluntersuchung, die Diagnosegenauigkeit, weshalb auch Urologe Dr. Heine sie in seiner Praxis anbietet.

Übrigens: Urologische Krebsfrüherkennung ist keine reine Männersache. Auch Frauen können an Harnblasen- oder Nierenkrebs erkranken. Daher sollten sie ebenfalls den Weg in eine urologische Praxis nicht scheuen, um eventuelle Anzeichen frühzeitig zu entdecken und abzuklären.

Was tun bei einer Hodenverdrehung?

Die Hodentorsion tritt überwiegend bei Babys, Kleinkindern und Jugendlichen auf, kann aber prinzipiell in jedem Alter zu Hodenverlust führen – wenn nicht schnell behandelt wird.

Der Begriff „Torsion“ leitet sich vom lateinischen tortura ab, was zu Deutsch Krümmung oder Verrenkung, aber auch Folter bedeutet (Tortur). Darin kommt bereits zum Ausdruck, wie schmerzhaft eine Hodentorsion sein kann. Die Pein rührt daher, dass bei den Betroffenen ein Hoden am Samenstrang um die Längsachse verdreht und die Blutzufuhr dadurch beeinträchtigt ist.

„Man unterscheidet zwischen inkompletten und kompletten Hodentorsionen: Bei einer inkompletten wird nur die Vene blockiert, während durch die Arterie weiterhin Blut zum Hoden fließt. In diesem kommt es zu einem Blutstau, der dann wiederum den Zufluss behindern kann – und wenn das Hodengewebe nicht genug durchblutet wird, stirbt es auf kurz oder lang ab“, erläutert der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine. „Bei einer kompletten Hodentorsion ist auch die Arterie abgeschnürt. In diesem Fall verkümmert das Hodengewebe noch schneller. Sind beide Hoden betroffen, spricht man von einer bilateralen Torsion.“

Die Wahrscheinlichkeit einer Hodentorsion ist im Säuglingsalter und in der Pubertät am größten, mit den Jahren nimmt es ab. In seltenen Fällen können aber auch Erwachsene betroffen sein. In den ersten Lebensjahren kommt es meist zu einer extravaginalen Torsion, bei welcher der Samenstrang über der Hodenhülle verdreht ist. Bei Pubertierenden hingegen liegt die Verdrehung überwiegend in der Hodenhülle (intravaginale Torsion).

Symptome nicht nur am Hoden selbst
In erster Linie äußert sich eine Hodenverdrehung durch wie aus dem Nichts kommenden Schmerz an der betroffenen Stelle, oftmals ausstrahlend auf den Unterbauch oder den Leistenkanal. Schon die Berührung der Region kann für die Patienten unerträglich sein. Hinzu kommen häufig auch allgemeinere Symptome wie Schwitzen, Herzrasen oder Übelkeit bis hin zum Erbrechen. Der Hoden schwillt mehr und mehr an, die Haut darüber verfärbt sich. Bei Säuglingen fällt eine Hodentorsion häufig erst spät auf, da die Symptome wie Schreien, Nahrungsverweigerung, Bauchschmerzen, Erbrechen oder Nabelkoliken eine Vielzahl von Ursachen haben können.

Eine Hodentorsion kann auch in mehreren „Schüben“ erfolgen – der Hoden verdreht sich für eine gewisse Zeit und gleitet dann von allein wieder in seine natürliche Ausrichtung zurück. Die Symptome sind dann meist schwach ausgeprägt und verschwinden wieder, allerdings steigt das Risiko einer gravierenderen Hodentorsion.

„Treten Symptome einer Hodentorsion auf, sollte unverzüglich ein Urologe aufgesucht werden; andernfalls droht eine schwerwiegende Schädigung der Hodenfunktion. Bei mehr als jedem dritten Hodentorsions-Patienten kommt es zu einer Einschränkung der Zeugungsfähigkeit“, so Facharzt Dr. Heine. Ein erfahrener Urologe kann in manchen Fällen den Hoden von außen manuell zurückdrehen, doch zumeist ist eine Operation unumgänglich. Sie sollte innerhalb von vier bis maximal sechs Stunden nach dem Auftreten der Torsion erfolgen, um nicht den Verlust des betroffenen Hodens zu riskieren. Dieser wird bei dem Eingriff wieder in seine Ursprungslage zurückgedreht und im Hodensack fixiert (Orchidopexie).

Männer ab 65: Auf zum Bauchaorten-Screening!

Das Bauchaorten-Aneurysma ist eine besonders tückische Erkrankung, denn es macht sich in der Regel erst bemerkbar, wenn das Leben des Patienten akut bedroht ist. Gesetzlich versicherte Männer ab 65 Jahren können kosten- und umstandslos vorsorgen, auch bei ihrem Urologen.

Lange musste die Medizinerschaft die Gefahr beschwören, am Ende hatte die Politik ein Einsehen: Seit Anfang dieses Jahres übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen ein Vorsorge-Screening der Bauchschlagader. Eine überfällige Entscheidung, die Leben retten wird, auch wenn die Kostenübernahme nur für die besonders gefährdete Gruppe der Männer ab 65 Jahren gilt.

Von ihnen leidet eine große – in Deutschland schätzungsweise knapp siebenstellige – Zahl unter Ausbuchtungen der Bauchschlagader, sogenannten Aneurysmen. Wobei der Begriff „leiden“ insofern in die Irre führt, als die Betroffenen jahrelang nichts davon merken. Bedingt vor allem durch Rauchen und Bluthochdruck dehnen sich die Aneurysmen dann stetig weiter aus. Neben der Hauptschlagader (Aorta) im Brust- und Bauchraum können sie auch im Gehirn entstehen.

Ohne es zu ahnen, schweben die Aneurysma-Patienten in akuter Lebensgefahr. „Wenn die Gefäßaussackungen überdehnt werden, können sie platzen und dadurch innere Blutungen hervorrufen“, warnt der Urologe Dr. Gert Heine, der in seiner Praxis in Berlin-Mitte ebenfalls die Vorsorgeuntersuchung „Abdominelles Aorten-Aneurysma“ (AAA) anbietet. „Statistisch kommt es bei sieben von 1.000 Männern über 65 zum Platzen eines Aorten-Aneurysmas, nur einer der sieben überlebt den Vorfall.“

Lebensrettende Vorsorge ist schmerzfrei und schnell erledigt
In aller Regel lassen sich Aneurysmen der Bauchschlagader zuverlässig bei einer Ultraschalluntersuchung entdecken. „Für den Patienten verläuft dieser Vorsorge-Check absolut schmerzfrei und ist innerhalb weniger Minuten erledigt“, betont Dr. Heine.

Auch wenn das Risiko bei männlichen Senioren deutlich höher liegt als bei weiblichen und bei jüngeren Menschen, kann sich die Früherkennungs-Untersuchung auch für letztere Patientengruppen lohnen – insbesondere bei Rauchern. Denn das Rauchen gilt als Hauptrisikofaktor eines AAA.

Wird ein Aneurysma entdeckt, entscheidet der Arzt je nach Größe, ob weiter beobachtet (dann werden die Folgeuntersuchungen von den Kassen erstattet) oder operiert wird. Bei einer Operation kann das betroffene Aortenstück durch eine Gefäßprothese ersetzt werden. Alternativ lässt sich das Aneurysma mittels eines Stentgrafts von innen abdecken. Dabei handelt es sich um eine Schlauchprothese, die über ein Gefäß in der Leistenbeuge in die Aorta eingebracht wird.

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