Internationaler Männertag verweist auf Vorsorgelücken

J1- und J2-Untersuchungen, Prostatakrebs-Früherkennung, HPV-Impfung: In Sachen Männergesundheit sehen die deutschen Urologen noch großen Aufklärungs- und Änderungsbedarf.

Am 19. November wurde, wie in jedem Jahr seit 1999, der Internationale Männertag begangen. Er soll die Gesundheit von Jungen und Männern ebenso in den Fokus rücken wie die Gleichberechtigung der Geschlechter. Angesichts einer Unzahl internationaler Gedenk- und Aktionstage dringt er allerdings kaum an die mediale Oberfläche vor. Umso wichtiger ist eine Initiative des Berufsverbands der Deutschen Urologen e. V. (BDU) und der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.  V. (DGU) anlässlich des diesjährigen Männertages. Die beiden Organisationen weisen auf nach wie vor großen Aufklärungsbedarf und auf gesetzliche Regelungsmängel hin.

Ein Feld mit Nachholbedarf sind beispielsweise die Jugendvorsorgeuntersuchungen. Weniger als die Hälfte der 12- bis 14-Jährigen nehmen die J1 in Anspruch. Noch schlechter sieht es bei der J2 aus, die sogar von manchen Krankenkassen gar nicht erstattet wird.

„Vielen Jugendlichen ist überhaupt nicht bewusst, dass sie mit dem Urologen einen ‚Männerarzt‘ konsultieren können, der – wie der Gynäkologe für junge Frauen – als Vertrauensperson auch für sensiblere gesundheitliche Fragen und natürlich für die Gesundheitsvorsorge zur Verfügung steht“, erläutert der in Berlin-Mitte tätige Urologe Dr. Gert Heine. Der Präsident des BDU, Dr. Axel Schroeder, bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „Auch Jungen brauchen nach dem Kinderarzt einen dauerhaften Ansprechpartner. Mit der Jungensprechstunde beim Urologen verfügen wir inzwischen analog zur Mädchensprechstunde beim Frauenarzt über ein geeignetes Angebot, damit in der nächsten Männergeneration ein vergleichbares Gesundheitsbewusstsein entstehen kann.“

HPV-Impfung nur in Sachsen Kassenleistung

Die politischen Entscheidungsträger stehen nach Meinung von BDU und DGU in der Pflicht, die HPV-Impfung für Jungen bundesweit in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufzunehmen. Bisher wird diese wichtige Vorsorgemaßnahme nur in Sachsen erstattet. HPV (humane Papillomaviren) sind für die meisten sexuellen Infektionen verantwortlich und stellen die Ursache nahezu aller Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen dar. Dass das Angebot, Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren impfen zu lassen, allein nicht zum angestrebten sogenannten Herdenschutz führt, hat die Praxis gezeigt.

Ein dritter wesentlicher Bereich, in dem noch viel „Luft nach oben“ besteht, ist die Krebsvorsorge. Zum einen sind das Hodenkrebsrisiko und die sinnvollen Selbstuntersuchungs-Möglichkeiten vielen (nicht nur jungen) Männern unbekannt. Zum anderen nimmt nur ein gutes Viertel der erwachsenen Männer die jährlichen Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen beim Urologen wahr. Insbesondere zur Prostatakrebs-Früherkennung sollte diese Quote deutlich steigen. Zum Vergleich: Fast 60 Prozent der Frauen gehen regelmäßig zur Krebsfrüherkennung beim Gynäkologen.