Häufiges nächtliches Wasserlassen kann ein Warnzeichen sein

Wer des Nachts öfters die Toilette aufsuchen muss, sollte die Ursachen abklären lassen – denn die sogenannte Nykturie kann ein Symptom behandlungsbedürftiger Erkrankungen sein.

Es gilt als normal, dass vor allem Männer in den späteren Lebensjahrzehnten jede Nacht „öfters mal rausmüssen“, um ihre Blase zu entleeren. Ältere Studien – aktuelle liegen nicht vor – beziffern den Anteil der über 70-jährigen Männer und Frauen, die nachts mindestens zweimal ihren Schlaf zum Wasserlassen unterbrechen müssen, auf über 60 Prozent. Damit ist schon ein gängiges Vorurteil entkräftet, es sind nämlich keineswegs überwiegend Männer betroffen. Ebenso wenig tritt das fachsprachlich Nykturie genannte Volksleiden nur im Alter auf; auch jeder fünfte bis sechste 20- bis 40-Jährige muss seinen Schlaf mehrmals für Toilettengänge aussetzen, vor allem Frauen.

Bagatellisierende Erklärungen wie „Schwache Blase eben“ sind in jedem Lebensalter unangebracht. Denn zum einen ist Nykturie in vielen Fällen ein Erkrankungssymptom. „Wenn eine erhöhte nächtliche Urinproduktion, eine sogenannte Polyurie, auftritt, kann eine Vielzahl von Auslösern dafür verantwortlich sein: von Übergewicht und Medikamenteneinnahme über Diabetes und Bluthochdruck bis hin zu einer gestörten Nierenfunktion und Herzinsuffizienz“, erläutert der in Berlin-Mitte praktizierende Urologe Dr. Gert Heine, „überdies gilt Nykturie als Leitsymptom der gefährlichen Schlafapnoe, also nächtlicher Atemaussetzer.“ Zum anderen haben die häufigen Schlafunterbrechungen in der Regel unerwünschte bis riskante Folgen.

Auswirkungen der Schlafprobleme nicht unterschätzen

Ein tiefer Schlaf ist essenziell für das körperliche und psychische Wohlergehen. Wird er durch Nykturie permanent gestört, drohen verschiedene Negativeffekte. So ermittelten dänische Wissenschaftler, dass die Leistungsfähigkeit durch Nykturie um bis zu ein Viertel abnehmen kann. Weitere häufige Folgen von Schlafstörungen sind etwa Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, bei älteren Patienten eine statistisch deutlich höhere Sturzgefahr und in manchen Fällen auch Depressionen. „Insbesondere herzkranke Patienten sollten Nykturie nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn bei ihnen kann der schlechtere Schlaf zu einer erhöhten Sterblichkeit führen“, ergänzt Urologe Heine.

Aus all diesen Gründen sollten die vielen Menschen, die es nachts immer wieder auf die Toilette treibt, ihr Leiden nicht als schicksalhaft und nebensächlich abtun. Eine Behandlung ist häufig möglich, sinnvoll und vielversprechend.